Nach Beendigung der Baumaßnahmen zur Ausgestaltung des Tourismus-Musterdorfes Ende der 90er Jahre, reifte der Gedanke heran, auch noch ein Backhaus zu erstellen. Viele alte Bellerser konnten sich noch an die frühere Zeit erinnern, als nicht nur in der örtlichen Bäckerei, sondern auch in einigen Privathäusern in regelmäßigen Zeitabständen das typische Bellerser Graubrot gebacken wurde.


Bei Schollen z. B. hat man beim Backen auch nie den so genannten „Lohkuchen“ vergessen. Hierbei handelte es sich um ein kleines, fladenähnliches Brot, das nach dem Backen schnell auskühlte und somit sofort gegessen werden konnte. Dieser „Lohkuchen“ war besonders bei den Kindern sehr beliebt. Er hellte alle Kinderaugen auf, besonders dann, wenn er mit guter Butter und Nieheimer Käse belegt war.

All diese Erinnerungen wurden wieder wach, als Bäckermeister Michael Meißner den konkreten Anstoß zum Bau eines Backhauses gab und sich auch bereit erklärte, den Backbetrieb zu übernehmen. Gustav Schonlau, unser langjähriger Bezirksverwaltungsstellenleiter, war von dieser Idee sofort hell begeistert. Da das Backhaus historisch sein sollte, galt es nun, ein geeignetes Gebäude zu finden.

Die Nachfrage beim Westfälischen Freilichtmuseum in Detmold war nicht erfolgreich. Dann entdeckte er bei seinem Nachbarn in einer Bauernzeitschrift eine Anzeige über die Abgabe eines Gebäudes, das seinen Vorstellungen entsprechen könnte. Die Anzeige stammte von einem Landwirt aus Oppenwehe bei Stemwede, Kreis Minden-Lübbecke. Er nahm sofort Kontakt mit dem Landwirt auf, vereinbarte einen Ortstermin und erstellte Fotos.

 

Detailaufnahme des historischen Backhauses
Detailaufnahme des historischen Backhauses

 

Sein besonderes Augenmerk fand die Inschrift im Riegel über der Tür des ca. 4,50 m langen und ca. 5,0 m breiten Gebäudes. Hier sind das Baujahr 1815 und auch die Namen der damaligen Erbauer angegeben. Nach Angabe des jetzigen Eigentümers habe das Gebäude im Laufe der letzten Jahrzehnte als Lagerstätte und teils als Räucherkammer und Hühnerstall gedient. Da das Gebäude in den letzten Jahren nutzlos da stand und Teile des Fachwerks und Mauerwerks durch offene Stellen im Dach durch die Witterung schon stark in Mitleidenschaft gezogen waren, sollte es abgebrochen und entsorgt werden. Auf Vorschlag seines Sohnes habe er dann aber die Annonce in der Bauernzeitung aufgegeben. Was für ein Glück für Bellersen!

Gustav Schonlau hatte zunächst beim Amt für Agrarordnung in Warburg nach Fördermöglichkeiten gefragt und mit der Stadtverwaltung das Vorhaben erörtert. Da die Chancen für den Bau bzw. Wiederaufbau gut standen, scharte er einige fachbezogene Helfer um sich und der Abbruch konnte beginnen. Zunächst wurden alle Balken, Pfosten und Riegel gezeichnet, das Mauerwerk in den Gefachen Stein um Stein abgetragen und dann der Abbruch fachmännisch durchgeführt.

Gott sei Dank waren die Ziegelsteine, wie früher allgemein üblich, nur mit Lehm und Kalkmörtel vermauert worden.

Alle Bellerser, die beim Abbruch in Oppenwehe mit dabei waren, werden diese Tage in guter Erinnerung behalten. In den Pausen wurden wir von der Familie des Landwirtes gut bewirtet, und es wurde auch nicht versäumt, gemeinsam einen echten Bellerser Obstbrand zu trinken.

Am 15. September 2002 war es dann soweit. Alle Materialien und Bauteile wurden verladen und von einem Bellerser Fuhrunternehmen „heimgeholt“. Nachdem alles winterfest eingelagert war, begann die Planung, die Sicherung der Finanzierung und die Suche nach einem geeigneten Standort.

Im Frühjahr 2003 waren alle Voraussetzungen für den Wiederaufbau gegeben. Als optimaler Standort erwies sich ein gemeindeeigenes Grundstück in der Nähe des Wohnmobilhafens.

Wie schon beim Abbau in Oppenwehe machten sich wiederum fleißige Hände für den Wiederaufbau ans Werk. Es wurden mehr als 1000 Arbeitsstunden freiwillig erbracht.

Ein besonderes Kleinod ist im Giebelfenster über dem Eingang des Backhauses neu hinzugekommen. Hier hat unsere heimische Glas-Künstlerin Ingrid Heuchel das Bellerser Wappen in Bleiverglasung geschaffen. Das Kunstwerk ist in der abendlichen Dunkelheit beleuchtet und vermittelt dadurch dem Betrachter eindrucksvoll die Glaskunst.

Im März 2003 war es soweit, dass „unser Bellerser Backhaus“ offiziell seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Durch den Bellerser Teamgeist war ein weiterer Kulturschatz in unserem Dorf entstanden.

 
Nur ein Wort: Lecker!
Nur ein Wort: Lecker!

 

Die genauen Termine der Backtage entnehmen Sie bitte der örtlichen Presse oder dem Dorfkalender.

 

Kontakt:

Frederik Köhler

Eulenberg 23

33034 Brakel-Bellersen

Tel.: 05276 - 98 69 422

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